Werkstoffkunde

In der Folge stellen wir Ihnen einige Werk­stoffe vor, um die Sie als Modell­bahner kaum herum kommen oder mit denen Sie viel­leicht gelegent­lich arbeiten werden. Sicherlich sind Ihnen manche dieser Stoffe bekannt, aber an andere haben Sie vielleicht noch gar nicht gedacht. Ergänzend wollen wir Ihnen auch eigene Erfahrungen mitteilen und einige Empfehlungen geben.

 

Klebstoffe

Vielleicht standen Sie im Baumarkt oder Bastel­geschäft schon vor dem Kleb­stoff­regal und suchten einen Kleb­stoff für eine bestimmte Anwendung. Da ist guter Rat manchmal teuer! Jeder hat sicher­lich schon enttäuschende Klebe­versuche erlebt, weil der falsche Kleb­stoff verwendet wurde. Wir wollen Ihnen deshalb einige Hinweise zu den in der Modell­bahn­werk­statt üblichen und sinnvollen Kleb­stoffen geben.

Weißleim

Weißleim (z. B. "Ponal") ist unser "Hansdampf in allen Gassen". Weiß­leim, eigent­lich ein Holz­leim, klebt eine Viel­zahl von Stoffen wie Gleis­schotter, Gips, Schaum­stoff­flocken, Streu­gras usw. Kurz: Eine Dose Weiß­leim gehört in das Arsenal eines jeden Modell­bahners. Der Leim wurde früher aus Knochen und Haut herge­stellt, kommt aber heute über­wiegend aus synthetischer Herstellung. Der Leim ist wasser­verdünnbar. Dabei gibt es wasser­feste und nicht wasser­feste Sorten. Letztere lösen sich zwar bei Zugabe von Wasser nicht auf, aber sie quellen und werden weich. Dies kann sehr vorteil­haft sein, wenn z. B. mit Weiß­leim geklebte Gleis­stücke und Weichen abge­löst werden sollen um sie weiter­verwenden zu können. Frische Leim­flecken können mit Wasser entfernt werden.

Anwendungsbereich:

  • Unverdünnt:
    Verleimen von Unter­konstruktionen aus Holz, Fixieren von Gleisen, Gelände­matten, Streugras usw.
  • Verdünnt:
    Einschottern von Gleisen, Kleben von Geröll usw. (etwa ein Teil Leim mit einem Teil Wasser und einigen Tropfen Geschirr­spülmittel)

 

Kontaktkleber

Kontaktkleber ist ein Kleb­stoff auf Poly­urethan­basis ("Pattex", "UHU Kontakt" u. a.) und der viel­leicht ungewöhn­lichste Vertreter der Kleb­stoffe. Er wird auf die beiden zu verklebenden Seiten aufge­tragen und muss einige Minuten ablüften, d. h., man lässt das Lösungs­mittel verdunsten. Danach werden beide Seiten kurz und kräftig zusammen­gepresst und hier­durch verklebt. Kontakt­kleber eignet sich zum Verkleben verschiedenster Werk­stoffe mit nicht saugender Ober­fläche (Leder, Holz, einige Kunststoffe, Pappe usw.).

Aber Achtung: Polystyrol (d. h. auch Styropor und Styrodur) werden von dem Lösungs­mittel in dem Kleb­stoff ange­griffen. Er ist deshalb für diese Werk­stoffe ungeeignet. Kontakt­kleber setzen gesund­heits­schädliche Dämpfe frei, die in höheren Konzentrationen mit der Luft ein explosions­fähiges Gemisch bilden können. Kleb­stoff­reste sind fast nur mechanisch entfernbar. Einige Sorten ziehen beim Verarbeiten Fäden, die leicht Verschmutzungen verursachen. Die Klebe­verbindungen sind sehr belastbar, aller­dings scheint die Festig­keit im Lauf der Zeit durch Alterungs­prozesse nach­zulassen.

Anwendungsbereich:

  • Verklebungen mit flexiblen Stoffen (z. B. Holz mit Leder und Gummi), von Gleis­bettungen und Gleisen auf hoch beanspruchten Modul­anlagen (transportable Anlagen für Ausstellungen) usw.

 

Alleskleber

Wer kennt nicht den Slogan "Im Falle eines Falles klebt Uhu wirklich alles"? Tatsäch­lich sind die von verschiedenen Herstellern ange­botenen Alles­kleber sehr universell einsetz­bare Helfer. Mit ihnen lassen sich Holz, Papier, Pappe und bedingt Kunst­stoffe kleben. Die Lösungs­mittel greifen manche Kunst­stoffe (Poly­styrol) an. Klein­flächige Verklebungen, z. B. von "Preiser-Figuren" auf Bahn­steigen sind aber unproblematisch. Alles­kleber gibt es in dick­flüssiger und gelartiger Konsistenz. Erstere ziehen beim Auftragen Fäden, die oft nur schwer entfernbare Verschmutzungen verursachen können. Alles­kleber sollten sparsam verwendet werden. Schnell quillt über­schüssiger Kleb­stoff aus der Klebe­fuge und trocknet als störender glänzender Wulst auf!

Anwendungsbereich:

  • Verklebungen mit Papier, Pappe, Holz usw. mit geringerer Bean­spruchung (z. B. Fixieren von Modellen und Figuren auf der Anlage), ggf. Aufkleben von Bäumen und Büschen usw.

 

Sprühkleber

Zum Belauben von Baum­rohlingen und Island­moos eignet sich sehr gut Sprüh­kleber aus der Spray­dose. Den von mehreren Zube­hör­herstellern angebotenen Baum­rohlingen verleiht man zunächst mit einem im Modell­bahn­handel erhältlichem Gespinst (z. B. von "Woodland Scenics") oder mit Island­moos Volumen. Die zu belaubenden Bereiche besprüht man sodann mög­lichst ziel­sicher mit dem Kleb­stoff und lässt grüne Schaum­stoff­flocken darüber rieseln.

Verwenden Sie Sprüh­kleber mit hoher Haft­kraft – nicht die Variante zum wieder­ablösbaren Befestigen von Fotos. Tragen sie Gummi­hand­schuhe, decken sie Ihren Arbeits­bereich ab oder arbeiten Sie mög­lichst im Freien. Der Sprüh­nebel schlägt sich überall nieder und hält im Lauf der Zeit allen Staub und Schmutz fest. Sie - und vor Allem Ihre Partnerin - werden das nach einigen Tagen feststellen!

Anwendungsbereich:

  • Belauben von Bäumen und Büschen, Begrünen von Gelände­partien usw.

 

Kleber für Kunststoffe

Für das "Verbinden" von bestimmten Kunst­stoffen wurden Spezial­kleb­stoffe entwickelt. Es handelt sich hierbei um organische Lösungs­mittel (z. B. MEK - Methyl­ethyl­keton) oder Mischungen hiervon, welche die Ober­fläche der zu verklebenden Werk­stücke anlösen und beim Verdunsten "verschweißen". Es gibt Kleber für verschiedene Kunst­stoff­sorten. So eignen sich Poly­styrol­kleber (z. B. von "Kibri" und "Faller") nur zum Verkleben von Poly­styrol (PS), dem Kunst­stoff nahezu aller Modell­bausätze. Für das Verkleben anderer oder verschiedener Kunst­stoffe unter­einander (z. B. ABS) gibt es Spezial­kleber (z. B. von "Ruderer"). Nach dem Verdunsten des Lösungs­mittels ist die Klebe­stelle im Allgemeinen so belastbar wie der Kunst­stoff selbst. Es gibt dick­flüssige Poly­styrol Kleber (z. B. von "Faller"), die kleinere Spalten oder Unregel­mäßig­keiten an Klebe­stellen füllen können. Dünn­flüssige Sorten (z.B. von "Kibri") sind sehr gut für pass­genaue Klebe­flächen geeignet. Durch die Kapillar­wirkung kriecht der Kleb­stoff zwischen eng anliegende Flächen und verschweißt sie im Hand­umdrehen. Dadurch kann man sehr schnell arbeiten und muss die zu verklebenden Teile nicht oder nur kurz fixieren.

Beim Arbeiten mit Kunst­stoff­klebern ist Besondere Aufmerk­samkeit geboten: Sie dürfen keines­falls auf die Modell­ober­fläche gelangen. Hierbei können häss­liche Flecken oder Finger­ab­drücke auf dem Modell entstehen, die sich kaum wieder beseitigen lassen. Lackierte Ober­flächen müssen an den zu verklebenden Stellen von der Farbe befreit werden. Klare Bausatz­teile wie Fenster können bei Kontakt mit Polystyrol-Kleber trüb werden! Solche Bauteile lassen sich besser mit Klar­lack (z. B. von "Humbrol") oder mit einem amerikanischen Produkt namens "Micro Krystal Klear" einkleben.

Achtung: Wie bereits erwähnt, enthalten die Kunst­stoff­kleber organische Lösungs­mittel. Diese Stoffe sind gesund­heits­schädlich. Beim Basteln sollte man deshalb auf gute Belüftung achten.

Anwendungsbereich:

  • Verklebung von Polystyrol­teilen (Zusammenbau von Plastik­ba­usätzen), Reparatur von Fahr­zeug­gehäusen (vorher an unsichtbarer Stelle testen, ob der Kleber den Kunst­stoff anlöst), Verklebung unter­schiedlicher Kunst­stoffe (z. B. ABS mit PS) mit Spezial­kleber usw.

 

Cyanakrylat- oder "Sekundenkleber"

Sekundenkleber sind aus der Modell­bahn­werk­statt nicht mehr wegzu­denken. Sie sind besonders beim Zurüsten (detaillieren) von Fahr­zeugen, Anbringen von Teilen mit kleinen und kleinsten Klebe­flächen hil­freich. Es gibt sehr dünn­flüssige und kriech­fähige Sorten, aber auch solche von dickerer Konsistenz, die Spalten füllen können. Mit Micro­ballons, einem Pulver aus feinsten Kügelchen, lässt sich dünn­flüssiger Sekunden­kleber eindicken.

Nach unseren Erfahrungen sind größere Klebe­verbindungen mit Cyan­akrylat länger­fristig nicht zuverlässig. Insbesondere im Außen­bereich (Garten­bahnen), wo Temperatur­schwankungen und UV-Licht auf die Klebe­verbindungen einwirken, raten wir von der Verwendung von Cyan­akrylat-Klebern ab.

Vorsicht: "Sekundenkleber" binden unter Feuchtig­keits­einwirkung schneller ab. Zwischen Finger geraten bilden sie deshalb sofort, manchmal kaum noch lösbare Klebe­verbindungen. Beim Abbinden können Sekunden­kleber weißliche Ablagerungen um die Klebe­stelle bilden. Mit Aceton lassen sich Cyan­akrylat­verklebungen meist wieder lösen. Aber Vorsicht: Aceton löst auch schnell Lackierungen und viele Kunst­stoffe.

Anwendungsbereich:

  • Zurüstteile aus Kunststoff oder Metall an Fahrzeugen anbringen, Fixieren von Figuren auf der Anlage usw.

 

Zweikomponentenkleber

Diese Klebstoffe bestehen aus jeweils getrennt abgepacktem Binder und Härter. Meist werden beide Komponenten dick­flüssig in Tuben (z. :B. von "Henkel"), oder als Paste und Pulver ("Stabilit") angeboten. Beide Komponenten müssen vor der Verarbeitung innig vermischt werden. Hier­für sind der Verpackung meist ein Misch­napf und ein Spatel beigefügt. Je nach Produkt beginnt das Gemisch nach fünf Minuten oder bis zu 24 Stunden später auszu­härten. So lange lassen sich Verklebungen noch korrigieren. Zwei­komponenten­kleber ergeben hoch­feste Verbindungen zwischen Metall, Holz, Glas verschiedenen Kunst­stoffen usw. Glatte Klebe­flächen sollten mög­lichst mit feinem Schleif­papier ange­rauht werden. Elastische Kunst­stoffe wie Poly­propylen können nicht verklebt werden. Das Kleb­stoff­gemisch ist zäh­flüssig und zieht sehr leicht Fäden.

Vorsicht: Verschmutzungen sind von den Ober­flächen (und den Fingern) kaum noch zu entfernen. Bei kleinen Klebe­flächen trägt man das Gemisch am besten mit einem Werk­zeug (Zahn­stocher) punkt­genau auf.

Anwendungsbereich:

  • Zweikomponenten­kleber sind besonders für, hoch­belast­bare Verbindungen gleicher oder verschiedener Werk­stoffe zu empfehlen (z. B. Weichen­motor auf Montage­platte kleben).
  • Vergießen von Bauteilen (z. B. Bleischrot als Ballast in Fahrzeuggehäusen), Fixieren von Gleistrennstellen usw.

 

Montagekleber

In Baumärkten sind bereits seit geraumer Zeit Montage­kleber verschiedener Hersteller (z. B. "UHU", "Pattex" usw.) erhältlich. Sie werden meist in Kartuschen geliefert und müssen dann mit einer Kartuschen­pistole (wie Sanitär­silikon) ausge­bracht werden. Mit Montage­klebern sind alle möglichen Werk­stoffe unter­einander verkleb­bar. Ein damit z. B. auf eine Latten­unter­konstruktion geklebter Spiegel hält seither "ombenfest". Kunst­stoffe werden nicht ange­griffen. Deshalb eignen sich diese Kleb­stoffe hervor­ragend zum Verbinden von Styropor und Styrodur untereinander oder mit Holz.

Die zu verklebenden Werk­stücke sollten fixiert werden. Die Klebe­stellen sind noch eine gewisse Zeit korrigierbar, aber nach dem Aushärten hoch belastbar. Die Montage­kleber sind je nach Produkt von "quarkähnlicher" bis eher zäher Konsistenz, wie z. B. das Produkt von "UHU". Dieser Montage­kleber hat ein hohes Anfangs­haftungs­vermögen. Das Fixieren der Werk­stücke ist daher nicht in allen Fällen nötig. Außerdem kann bald an der gleichen Stelle weiter gearbeitet werden, denn der Kleb­stoff beginnt vergleichs­weise schnell abzu­binden. Je nach Anwendungs­bereich empfehlen wir eigene Versuche mit unter­schied­lichen Produkten. Montage­kleber sind auf jeden Fall eine sinn­volle Bereicherung der Modell­bahn­werkstatt.

Anwendungsbereich:

  • Verkleben von Styrodur-/Styropor­platten unter­einander und mit Unter­konstruktionen, nach­träg­liches Befestigen von Rahmen­teilen an unzu­gänglichen Stellen, Einkleben von Ballast­gewichten in Güter­wagen usw.

 

Spachtelmassen

Sie haben auf Ihrer Anlage die Hügel und Täler entweder aus Schaum­stoff­platten, mit Gips­binden oder dem traditionellen Mücken­gitter modelliert und wollen nun die eigent­liche Gelände­ober­fläche gestalten. Hierfür gibt es Spachtel­massen mit verschiedenen Eigen­schaften.

Gips

Modell- oder Stuc­kgips ist in Baumärkten in handlichen Papier­beuteln erhält­lich. Beim Anmischen soll der Gips ins Wasser einge­streut werden - nicht umge­kehrt. Nicht zu viel Gips auf einmal einstreuen, sonst wird die Mischung schnell zu dick­flüssig. Mit der Zeit hat man aber "den Bogen raus". Schon nach wenigen Minuten beginnt das Gips­gemisch unter Erwärmung auszuhärten. Diese Eigen­schaft hat Vor- und Nach­teile: So lassen sich Gips­teile (z. B. Felsen) rationell in Formen gießen. Schon bald kann das gegossene Teil ausge­formt und der Vorgang wiederholt werden. Dagegen ist es schwierig, eine größere Gelände­fläche mit Gips zu spachteln. Bald beginnt das Material im Misch­behälter auszu­härten und kann dann nicht mehr verarbeitet werden. Aller­dings kann man die "offene Zeit" der Gips­mischung durch Zugabe einiger Tropfen Säure (Zitronen­saft oder Essig) verlängern.

 

Anwendungsbereich:

  • Herstellen von Felsen, und Form­teilen (z. B. Tunnel­portale, Mauern usw.) Ausbessern kleiner Schäden

 

Zellulosespachtel

Wir verwenden zum Spachteln größerer Flächen vorzugs­weise Zellulose­spachtel. Dieses Material ist in Baumärkten günstig erhält­lich. Es zeichnet sich durch eine lange Verarbeitungs­dauer aus. Deswegegen kann die aufgetragene Masse noch eine ganze Weile geformt und mit einem nassen Pinsel oder Schwämmchen geglättet werden. Zellulose­spachtel trocknet weiß bis gelb­lich auf und kann durch Beimischung von Dispersions­farben (Abtön­farbe) eingefärbt werden. Nach einigen Stunden ist Zellulose­spachtel trocken und kann bemalt und mit den üblichen Materialien "begrünt" werden.

Anwendungsbereich:

  • Spachteln und modellieren von Gelände­oberflächen

 

Moltofill

Oft wird Moltofill zum Spachteln von Geläde­flächen verwendet. Die für uns wesent­lichen Eigen­schaften sind ähn­lich wie die des Zellulose­spachtels. Eventuell ist ausge­härtetes Molto­fill härter und elastischer als Zellulose­spachtel. Hierauf kommt es aber unseres Erachtens beim Anlagenbau nicht an. Dabei ist Molto­fill deutlich teurer.

Anwendungsbereich:

  • Wie Zellulosespachtel

 

Lightweight Hydrocal

Gelegent­lich ist unter dem Namen "Lightweight Hydrocal" eine Spachtel­masse des amerikanischen Anbieters "Woodland Scenics" erhält­lich. Die Eigen­schaften sollen in etwa denen von Gips entsprechen, aller­dings mit einer längeren Verarbeit­bar­keit. Ausge­härtet soll "Lightweight Hydrocal" deutlich leichter als Gips sein. Berück­sichtigt man den Preis, dürfte dieses Material eher für Erbauer transportabler Modell­bahn­anlagen interessant sein, für die Gewichts­ersparnis eine größere Rolle spielt.

Anwendungsbereich:

  • Wie Gips und Zellulosespachtel

 

Schaumstoffe

Modellbahner haben verschiedene Schaum­stoffe schon lange für den Gelände­bau entdeckt. Die in Platten, Blöcken oder Form­teilen erhält­lichen Schaum­stoffe lassen sich sehr gut bearbeiten, ergeben stabile Gelände­ober­flächen und sind sehr leicht.

Styropor

Styropor ist aufgeschäumtes Poly­styrol (dem Kunst­stoff der meisten Modell­bahn­bau­sätze). Es ist billig oder als übrig gebliebenes Verpackungs­material umsonst. Es gibt sehr harte, aber auch weiche und bröselige Sorten, die für den Gelände­bau weniger geeignet sind. Styropor hat ein sehr geringes Gewicht und ist mechanisch leicht zu bearbeiten (Schneiden, Sägen Raspeln). Die hierbei in Massen entstehenden Späne und Kügelchen sind statisch geladen und haften überall. Um den Haus­frieden nicht zu gefährden, sollten Sie solche Arbeiten deshalb in der Werk­statt oder im Freien ausführen.

Styropor löst sich in vielen organischen Lösungs­mitteln, die auch in manchen Kleb­stoffen enthalten sind. Deshalb kann man Styropor nicht mit Alles- oder Kontakt­klebern verkleben. Hierzu eignet sich Weiß­leim oder besser Montage­kleber.

Styrodur

Styrodur besteht wie Styropor aus Poly­styrol, ist aber dichter, feinporiger, zäher und mechanisch wesent­lich belast­barer. Es ist deshalb gegen­über Styropor mög­lichst vorzu­ziehen. Auch hier gibt es verschiedene Qualitäten, die oft, je nach Hersteller und Sorte, unterschied­lich einge­färbt sind. Styrodur wird am Bau als Wärme­dämm­material verwendet und ist vergleichsweise teuer. Von Baustellen kostenlos erhält­liche Styrodur­ab­fälle sind aber für unsere Zwecke sehr gut geeignet. Styrodur kann wie Styropor bearbeitet und geklebt werden.

Polyurthanschaum

PU-Schaum wird am Bau zum Ausschäumen von Hohl­räumen und zum Verankern von Tür­zargen und Fenstern verwendet. Der Schaum wird direkt aus Sprüh­flaschen oder Kartuschen verarbeitet. Sobald die PU-Flüssig­keit frei­gesetzt worden ist, beginnt sie aufzu­schäumen und expandiert um ein Viel­faches ihres ursprüng­lichen Volumens. Die Schaum­bildung ist kaum kontrollierbar und auch der bereits erstarrende Schaum kann später noch nach­quellen. Wandungen von Hohl­räumen können deshalb beim Ausschäumen platzen! Mit PU-Schaum können sehr schnell groß­volumige Fels­massive erstellt werden, deren Gestalt jedoch nicht vorher­sehbar ist. PU-Schaum kann gesägt und geschnitten werden, ist aber recht zäh. Verunreinigungen (auch an den Händen) sind schwer bis gar nicht entfernbar. Zum Kleben sind Alles-, Kontakt- oder Montage­kleber geeignet. Aufgrund der schwierigen Kontrollier­barkeit und der Gefahr von extremen Verschmutzungen ist PU-Schaum unseres Erachtens für den Land­schafts­bau weniger empfehlens­wert. Beim MECS haben wir jedenfalls mit diesem Werk­stoff bislang nicht gearbeitet.

Sonstige Schaumstoffe

Im Handel sind verschiedene als Schaum­gummi bezeichnete Schaum­stoffe erhält­lich. Diese Stoffe sind unseres Erachtens aufgrund ihrer Weich­heit für den Land­schafts­bau ungeeignet. Sie sind aber als Unter­lage (z. B. als vorgeformte Lok Liege) bei der Wartung oder Zurüstung von Modell­bahn­fahr­zeugen sehr empfehlens­wert. Ansonsten finden die genannten Schaum­stoffe in Form einge­färbter Flocken zur Begrünung der Land­schaft oder als Verpackung für Modell­bahn­fahr­zeuge Verwendung. Moos­gummi (wie z. B. als Tür­dichtungen bei Kfz verwendet) hat sehr gute Schall­dämm­eigen­schaften und kann in Form von Streifen als Gleis­bettung verwendet werden. Moos­gummi ist jedoch verhältnis­mäßig teuer. Als Platten oder Profil ist er in Spezial­geschäften für Kunst­stoffe und Gummi­artikel erhältlich.

 

Farben und Lacke

Für alle möglichen Zwecke in unserem Hobby gibt es die unter­schiedl­ichsten Farben und Lacke. im Folgenden wollen wir einige übliche aber auch weniger gängige Vertreter dieser Gruppe und die Anwendungs­bereiche und Eigen­schaften vorstellen.

Abtönfarbe

Abtönfarben sind wasser­verdünnbare Dispersions­farben in verschiedenen Farbtönen, die in Baumärkten in Kunst­stoff­flaschen ange­boten werden. Sie sind unter­einander mischbar, preis­günstig und wenig gesund­heits­schädlich. Abtön­farben sind sehr gut geeignet, um Gelände­ober­flächen (Wiesen, Fluss­bette, Straßen usw.) einzu­färben. Stark verdünnt einge­setzt, wirken sie lasierend. Es entstehen hierbei hell-dunkel Schattierungen, die recht interessant wirken können. Durch Farb­beigabe beim Anmischen von Spachtel­massen kann der Gelände­ober­fläche bereits einen Grundton verleihen. Wir verwenden Abtön­farben aber nicht zum Einfärben unserer selbst aus Gips gegossenen von Felsen. Die in Felsen vorkommenden Farb­schattierungen lassen sich mit anderen Farben besser verwirklichen.

Farben für Felsen: Earth Colors von "Woodland Scenics"

Der amerikanische Hersteller "Woodland Scenics" bietet mit seinen "Earth Colors" eine Palette verschiedener Grau­töne, Ocker­gelb und Rotbraun in Plastik­tuben speziell zum Einfärben von Gips­felsen an. Daneben gibt es einen Farbton für Beton sowie Schwarz und Weiß. Diese Land­schafts­farben sind im Wesent­lichen hoch­konzentrierte, in einem Medium aufgeschwemmte Farb­pigmente. Sie eignen sich ausschließ­lich zum Einfärben von Gips oder "Lightweight Hydrocal". Vor der Anwendung werden die Farb­konzentrate nach den Hersteller­angaben stark mit Wasser zu Lasuren verdünnt. Die verschiedenen Farb­töne tupft man unregel­mäßig über­einander auf die Modell­felsen auf. Dadurch erzielt man sehr natur­getreue Farb­nuancen. Da die Farben keinen Binder enthalten, bleiben die Poren in der Gips­ober­fläche offen. Der Gips kann das Wasser aus der Lasur aufsaugen, während sich die Pigmente in der Ober­fläche bei jedem weiteren Auftrag anreichern. Nach dem Trocknen kann man die Farb­intensität durch wieder­holten Farb­auftrag nach Wunsch verstärken. Am Schluss wird die Ober­fläche mit stark verdünntem Weiß­leim versiegelt. Wir verwenden diese Farben bei unseren Felsen und können sie unein­geschränkt empfehlen. Bei richtiger Verwendung der Farben erzielen auch Anfänger sofort ansprechende Ergebnisse.

Künstlerölfarben

Künstleröl­farben sind in Tuben in Geschäften für Künstler­bedarf erhält­lich. Sie bestehen im Wesent­lichen aus Farb­pigmenten und Leinöl. Die ältesten Rezepturen für diese Farben gehen bis ins Mittel­alter zurück. Ölfarben trocknen nicht durch Verdunstung eines Lösungs­mittels, sondern durch Verharzung des enthaltenen Leinöles. Dieser Vorgang ist mit einer Polymerisation (ähnlich wie bei der Kunststoffherstellung) vergleichbar. Daher trocknen Ölfarben sehr langsam. Unver­dünnt aufge­brachte Ölfarbe ist nach etwa vier bis sieben Tagen grifffest und nach etwa einem halben Jahr mehr oder weniger ausgehärtet. Die Aushärtung endet allerdings nie wirklich, woraus sich die feinen Risse bei alten Gemälden erklären.

Ölfarben werden in verschiedenen Qualitäts­kategorien angeboten. Die preis­günstige "Studioqualität" ist völlig ausreichend. Zum Verdünnen der frischen Ölfarbe wird am einfachsten Terpentinöl (oder Terpentin­ersatz) verwendet. Es gibt auch geruch­lose Verdünner. Ausge­härtete Ölfarben sind nicht mehr löslich. Beim MECS ist die Hintergrundkulisse mit Ölfarben gemalt worden. Nähere Ausführungen hierzu sind an dieser Stelle leider nicht möglich, wir verweisen jedoch auf die Sende­reihe "The Joy of Painting" mit Bob Ross, die von dem Sender BR-Alpha ausgestrahlt wird (z. Zt. nur über Satellit zu empfangen).

Künstler­ölfarben spielen im Modellbau eine geringe Rolle. Aller­dings kann man stark verdünnter Ölfarbe sehr gut zum Altern von Modellen verwenden. Eine dünn­flüssige Mischung aus Terpentin­ersatz, Schwarz und Gebrannter Siena (rotbraun) ist eine hervor­ragende Mischung zum Verschmutzen von Gebäuden und Güter­wagen. (siehe auch "Altern und Verschmutzen oder Weathering").

Künstler­acrylfarben

Künstler­acrylfarben sind eben­falls in Tuben und Kunst­stoff­flaschen in Geschäften für Künstler­bedarf erhält­lich. Sie können mit Wasser verdünnt werden, trocknen sehr schnell und sind danach unlöslich. Acryl­farben sind gut zum Gestalten von Gelände­partien wie Feld­wegen, Beton­mauern o. ä. geeignet. Beim Kauf muss man beachten, dass Acryl­farben (wie Ölfarben) je nach Farbton entweder transparent (durch­scheinend) oder opak (deckend) sind. Für unsere Zwecke genügt die preis­günstigere, sogenannte "Studio-Qualität".

Modellbaulacke auf Kunstharzbasis

Die Lacke von Herstellern wie "Humbrol", "Testors", "Revell" u. a. werden üblicher­weise zum Lackieren von Modellen verwendet. Sie kommen in hand­lichen Döschen oder Fläschchen in den Handel. Erhält­lich sind u. a. einige RAL-Töne (genormte Farben, die in Deutsch­land z. B. von Bahn, Post, Polizei und anderen Verwaltungen verwendet werden), Farb­töne aus dem Militär­modell­bau­bereich und einige Metallic- und Effekt­farben. Die Lacke gibt es in mattem, seide­nmattem oder glänzendem Finish. Die Farben sind speziell für den Modell­bauer einge­stellt und selbst in dünnen Schichten (Airbrush) deckend. Auch mit dem Pinsel­auftrag lassen sich gute Ergebnisse erzielen.

Achtung: Wenn Sie nicht die vom Hersteller ange­botenen Original­verdünnungen verwenden, dürfen sie "Humbrol-Lack" nur mit Nitro- oder Universal­verdünnung und "Revell-Lack" nur mit Terpentin­ersatz verdünnen. Durch falsche Lösungs­mittel verklumpen die Lacke und werden unbrauchbar. Aus diesem Grund sind die Lacke der beiden Produkt­linien unter­einander nicht mischbar! Für andere Hersteller können wir hier keine Angaben machen. Im Zweifel sollten Sie auf die Verdünner der betreffenden Hersteller zurück­greifen und beim Mischen von Farben verschiedener Herkunft unbedingt Vorversuche machen.

Einige Hinweise zu Ihrer Sicherheit:

  • Die in den Lacken enthaltenen organischen Lösungs­mittel und die genannten Verdünner sind alle­samt mehr oder weniger gesund­heits­schäd­lich und brennbar. Nitro- und Universal­verdünnung können die Ober­fläche von Kunst­stoff­modellen (Poly­styrol) angreifen. Deshalb sollten die Modelle mit der Verdünnung nicht direkt in Berührung kommen. Außerdem sollten Sie nicht bei zu niedrigen Temperaturen lackieren. Das Lösungs­mittel verdunstet dann langsamer und hat Zeit, mit dem Kunst­stoff zu reagieren.
  • Angetrocknete Lacke auf Lösungs­mittel­basis können meist sehr gut mit Aceton gelöst werden, aber nicht auf Kunst­stoffen! Aceton löst Poly­styrol und andere Kunst­stoffe auf - und zwar im Hand­umdrehen! Mit Aceton kann man auch die Airbrush reinigen. Vorsicht - möglichst nur die Metall­teile - das Lösungs­mittel kann die Dichtungen in der Airbrush angreifen. Aceton verdunstet sehr schnell und bildet dement­sprechend rasch viele gesundheits­schäd­liche und brenn­bare Dämpfe. Sie sind und in höheren Konzentrationen auch explosions­gefährlich.
  • Aus den genannten Gründen empfehlen wir, beim Umgang mit lösungs­mittel­haltigen Lacken, Verdünnern und besonders mit Aceton auf gute Belüftung zu achten oder im Freien zu arbeiten.

Modellbaulacke auf Acrylbasis

Seit geraumer Zeit werden in den USA wasser­verdünn­bare Modell-Lacke auf Acryl­basis angeboten. Sie stehen in Finish, Deck­kraft und Abrieb­festig­keit den Lacken auf Lösungs­mittel­basis kaum nach. Die Lacke werden haupt­sächlich in Farb­tönen amerikanischer Eisen­bahn­gesell­schaften und für Militär­modelle ange­boten. In Deutsch­land sind diese Farben oft nur schwer erhält­lich. Aller­dings sind hierzu­lande Acryl­lacke des spanischen Anbieters "Vallejo" sowie von "Revell" und "Tamiya" im Handel.

Acryllacke trocknen sehr schnell - ein frisch lackiertes Modell kann bereits am gleichen Tag weiter bearbeitet werden. Nach unseren Erfahrungen sind die Vallejo-Farben direkt auf Kunst­stoff aufge­bracht nur bedingt griff­fest. Wir empfehlen Bausatz­ober­flächen leicht anzu­schleifen (Glas­radierer oder Schleif­papier 800er Korn oder höher) oder zu grundieren. Zum Spritzen müssen die Lacke meist verdünnt werden. Hierzu empfehlen wir in erster Linie die von den Herstellern ange­botenen Verdünner. Beim Verdünnen mit Wasser (nur destilliertes Wasser verwenden) verlieren die Lacke ab einem bestimmten Punkt ihre Netz­fähig­keit. Auf glatten Flächen wie Lokgehäusen bilden sie dann keinen gleich­mäßigen Film mehr, sondern laufen zu Tropfen zusammen. Diesen Effekt kann man durch Zugabe einiger Tropfen Isopropylalkohol verringern. Aller­dings scheint dies die Halt­barkeit der Lack­schicht ungünstig zu beein­flussen.

Airbrushdüsen verschmutzen durch Acryl­lacke wesentlich schneller als durch Lacke auf Lösungs­mittel­basis. Es gibt Spezial­reinigungs­mittel für Spritz­pistolen, die ange­trocknete Acryl­lacke lösen können. Zum Durch­sprühen der Pistole zwischen den Arbeits­gängen eignet sich gut unver­dünnter Kfz-Scheiben­reiniger­zusatz.

Obwohl Acryllacke keine organischen Lösungs­mittel enthalten, sollte auch bei ihrer Verwendung auf gute Belüftung geachtet werden.

 

Unsere Erfahrungen

Wie bereits erwhnt, können Geröll, Gleis­schotter und andere Materialien mit einem Wasser-Weiß­leim-Gemisch, etwa im Verhltnis 1:1, verklebt werden. Das Gemisch verliert seine Ober­flächen­spannung, wenn man wenige Tropfen Geschirr­spül­mittel zusetzt (sog. "entspanntes Wasser"). Es kann nun in Vertiefungen kriechen und benetzt auch glatte Ober­flächen. Feine trockene Materialien wie Schotter und Sand können jedoch nicht sofort betrufelt werden. Die Leimtropfen würden kleine Einschlag­krater verur­sachen, die später nicht mehr korrigierbar sind. Das Streu­gut muss zunächst benetzt werden. Hierzu eignen sich Pump­zerstäuber, wie sie in der Kosmetik oder für Haar­spray verwendet werden. Das zu verklebende Material wird mit "entspanntem Wasser" oder mit auf etwa 50% verdünntem Isopropyl­alkohol (Isopropanol) besprüht. Der Alkohol ist in Apotheken oder bei Kremer Pigmente (www.kremer-pigmente.de) erhältlich.

Tönt sich Ihre Partnerin gelegentlich die Haare? Bitten Sie sie, die Plastik­flaschen der Haar­tönung aufzu­heben. Manche Flaschen verfügen an ihrer Spitze sogar über einen Schraub­verschluss. Mit diesen Fläschchen können Sie Ihr Wasser-Weiß­leim-Gemisch ausbringen und z. B. sehr ziel­genau Gleis­schotter verkleben. Bestimmt fallen Ihnen auch noch andere Verwendungs­zwecke ein.

Die aufgeführten Produkte verschiedener nament­lich genannter Hersteller haben wir selbst ausprobiert und können auch nur hierzu unsere Erfahrungen schildern. Das bedeutet nicht, dass die Produkte anderer Hersteller weniger geeignet oder schlechter wren. Deshalb gilt: Selbst ausprobieren und eigene Erfahrungen sammeln. Für Ihre Anregungen sind wir stets dankbar! Wir sind bemüht, unsere Ausführungen von Zeit zu Zeit zu aktualisieren und werden dabei neue Techniken und Materialien berücksichtigen.

Zu einigen gesundheits­gefährdenden Stoffen haben wir Ratschläge gegeben. Sie ersetzen aber nicht die Hinweise der Hersteller. Ergänzend sei darauf hingewiesen, dass Sie beim Umgang mit Lösungs­mitteln, Farben und Kleb­stoffen keine Nahrung zu sich nehmen und nicht Rauchen sollten. Unterschätzen Sie bitte nicht die von manchen Stoffen bei unsach­gemßer Hand­habung ausgehenden Gefahren. Gerade bei häufigem Kontakt können Gesundheits­schäden eintreten, vielleicht auch erst nach längerer Zeit. Deshalb nochmals: Beachten sie immer die entsprechenden Warn­hinweise auf der Verpackung. Wir wollen Freude an unserem Hobby haben, aber dabei nicht unsere Gesund­heit schädigen.

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